Die Ruhe ist in dir.
Ja, alles klar. Und wie soll ich die finden, so mitten im Alltag?
Vor einigen Jahren noch hätte ich jeden, der mir gesagt hätte, dass die Ruhe in mir ist, hysterisch lachend zur Tür hinaus befördert.
Lieber Wunder-voller Mensch,
als meine Kinder klein waren, gab es einen Moment, der mich aus der Bahn geworfen hat. Ich werde ich nie vergessen.
Hätte ich doch damals schon gewusst, wie ich mir helfen kann.
Es war Morgen, die Kinder mussten in den Kindergarten, ich zur Arbeit, ein wichtiges Meeting stand an. Nichts klappte, keiner machte, was er sollte.
Ich rannte durch die Wohnung, sammelte mit der linken Hand durch die Gegend geschleuderte Schuhe ein, schmierte mit der rechten Pausenbrote, versuchte, das Schreien aus dem Kinderzimmer zu überhören und ich merkte: gleich kann ich nicht mehr!
Und dann konnte ich nicht mehr.
Ich stand da und heulte.
Haltlos. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Da war kein Halt mehr in mir.
Alles war zu viel. Und in dem Moment fühlte es sich an, als käme ich aus dem Mir-ist-alles-zuviel nie wieder raus.
Kam ich natürlich doch. Ich musste ja funktionieren. (?!!!?)
Hallo Alltag einer alleinerziehenden, arbeitenden Mutter mit kleinen Kinder.
Hätte mir damals jemand gesagt: “Die Ruhe ist in dir!”, ich hätte ihn hysterisch lachend und in hohem Bogen rausgeworfen.
Was ich damals nicht wusste: Es stimmt!
In jedem von uns gibt es einen Raum der Stille.
Wir haben nur verlernt, ihn zu betreten.
Kinder kennen diesen Raum. Wenn sie selbstverloren auf dem Boden sitzen und spielen, sind sie dort.
Nun können wir uns eher selten mitten im Alltag mal eben auf den Boden setzen und uns in uns versenken.
WIE ALSO KANNST DU DEINEN INNEREN RAUM DER RUHE IM ALLTAG FINDEN?
Die gute Nachricht ist: jeder kann es. Ganz egal, wie viel Trubel gerade herrscht.
Die andere gute Nachricht ist: du darfst dir erstmal Zeit schenken, um deinen Raum außerhalb des Alltags wiederzuentdecken.
Wenn die Tür zu deinem inneren Raum der Stille gerade noch verriegelt ist, wirst du sie nämlich mitten im Stress noch nicht aufbekommen.
“Ich bin dafür verantwortlich, dass es allen gut geht”, verbat mir, mir selber Zeit zu schenken .
Was du dir schenken kannst, ist ein kleines Ritual an einem geschützten Ort.
Ein paar Minuten am Tag reichen schon.
Ich möchte dich einladen, es gleich heute einmal auszuprobieren:
Überlege dir zunächst, wann die beste Zeit ist, in der du dir ein paar ungestörte Momente schenken kannst.
Diese Zeit ist dann deine. Und NICHTS kommt dazwischen. Diese paar Minuten hast du verdient.
Wenn jetzt eine Stimme in dir laut wird, die sagt: “Das wird sowieso nicht.”, setze ihr ein “Oh, doch! Das ist meine Zeit!” entgegen.
(Suche dir gegebenenfalls Unterstützung, um herauszufinden, welcher Glaubenssatz dahinter steckt und wie du mit ihm liebevoll umgehen kannst.)
Jetzt also ist deine Zeit. Du betrittst deinen Raum der Stille:
Setze dich bequem hin.
Schließe gerne die Augen.
Spüre die Unterlage unter dir. Ist sie weich? Oder eher hart? Wie gut bist du mit der Fläche verbunden? Vielleicht kannst du noch tiefer hineinsinken?
Komme hier an mit deinem ganzen Körper:
Ziehe die Schultern mit dem Eintamen hoch und lass sie mit dem Ausatmen fallen. Wiederhole das ein paarmal.
Balle deine Hände zu Fäusten und entspanne sie wieder.
Wiederhole das ein paarmal.
Atme ein. Halte die Luft an.
Zieh sie nach oben in deinen Kopf, spanne alles an, was du anspannen kannst, beiße die Zähne aufeinander, runzle die Stirn, kneife die Augen zusammen….
Und dann atme aus, lang und sanft mit einem Ton: haaaaaaaa……
Lass alles los.
Atme ganz entspannt weiter. Ein und aus.
Jetzt lausche.
In dich hinein.
Lausche auch im Außen. Was kannst du hören?
Was riechst du?
Gibt es einen Duft, den du wahrnimmst?
Vielleicht schmeckst du auch etwas?
Was fühlst du?
Spüre noch einmal die Fläche, auf der du sitzt.
Spüre in deinen ganzen Körper.
Gibt es einen Körperteil, der wärmer ist, als die anderen?
Atme ganz sanft weiter.
Nun stelle dir vor, dass du in dir einen Raum betrittst, in dem deine Stille wohnt.
Keiner außer dir hat hier Zutritt.
Wie sieht dieser Raum aus?
Ist er hell? Ist er dunkel? Klein oder groß?
Hat er Fenster?
Stehen darin Möbel, oder ist er leer? Möchtest du etwas in deinen Raum hineinstellen, damit du dich noch wohler fühlst?
Einen Schaukelstuhl? Eine Hängematte? Ein Bett? Worin kannst du dich entspannen?
Fehlt noch etwas?
Was möchtest du jetzt tun?
Möchtest du durch deinen Raum wandern, oder dich setzen?
Sieh dich um. Genieße die Stille.
Es ist dein Raum. Er ist immer da.
Bleib hier, so lange es dir gut tut.
Wenn du soweit bist, kannst du dich von ihm verabschieden: “Bis morgen.”
Atme wieder tiefer, bewusster, räkel dich, streck dich und komm langsam zurück.
Du hast deinen Raum der Ruhe in dir entdeckt. Er ist immer da. Niemand und nichts kann ihn dir nehmen.
Du hast deinen Raum der Ruhe in dir entdeckt.
Er ist immer da.
Damit du ihn auch in stressigen Momenten betreten kannst, schenke dir erstmal mindestens zwei Wochen lang jeden Tag ein paar Minuten in ihm.
Übe noch mit geschlossenen Augen.
Sobald du vertraut mit deinem Raum bist, kannst du die Übung mit offenen Augen machen.
Hole dir nach und nach ein wenig Ablenkung im Außen dazu.
Und schon bald wirst du dich in ihn retten können, wenn im Außen nichts läuft, wie es soll und du denkst, deine Mitte zu verlieren.
Es geht nicht darum , dass du dich nach Innen verkrümelst und nicht mehr am Alltag teilnimmst. Aber dein Raum und dein Atem werden dir helfen, bei dir zu bleiben, während du das Außen managst.
Wie es bei mir weiterging?
Ich glaubte mir endlich, was ich schon länger wusste: Ich brauchte dringend Zeit nur für mich.
Dafür musste ich mir erstmal die Erlaubnis geben.
Ich hatte da einen Glaubenssatz in mir, den viele Frauen kennen: “Ich muss erstmal für andere da sein. Ich bin dafür verantwortlich, dass es allen gut geht.” Der hielt mich ab.
Über die Jahre habe ich – mit professioneller Unterstützung – gelernt:
Nur, wenn es mir gut geht, kann ich auch gut für andere da sein.
Ich wünsche dir, dass du dir deine Zeit schenken kannst, um die Ruhe in dir zu finden.
Zeig deinem Leben, wie kostbar es ist.
Deine Kathrin
#glücküberzweifel
#momentesucherin