Ein Tag im Juli. Wir stehen nebeneinander am Gatter. Das Ziel war es, die Herde zu beobachten. Doch Eva sieht nicht wirklich hin. 
Sie ist in ihrem Kopf unterwegs. Sie denkt. Viel. Immer. 

Sie dachte auch, dass sie die Frage, mit der sie zu den Pferden und mir gekommen ist, lösen kann, wenn sie nur genügend darüber nachdenkt. 
Das Problem ist ihre Ehe und die möchte sie retten. 

Sie hat sogar eine Liste mitgebracht, auf der sie Pros und Contras aufgelistet hat. Sie ist vorbereitet. 
Nur nicht darauf, dass die Pferde eine Wahrheit offenbaren werden, die sie lange vor sich versteckt hat. 

Liebe lässt sich nicht denken

Sie: das ist Eva, Mitte 40, erfolgreiche Businessfrau.
Probleme, sagt sie, ließen sich mithilfe von Denken lösen.

Doch jetzt geht es um eine Sache, bei der ihr vieles Denken sich im Kreis dreht.
Es geht um die Probleme in ihrer Ehe.
Es geht um die Liebe.
Und die lässt sich nunmal nicht denken.
Eva kämpft einen inneren Kampf. 
Deshalb ist sie bei uns. 

Sie ist erschöpft und verzweifelt.
Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit haben sich über die letzten Monate in ihr Leben geschlichen.
Sie weiß, dass die Symptome zu ihrer inneren Frage gehören: „Hast du Mut für die Wahrheit, Eva?“

Rückenschmerzen und Schlaflosigkeit als Symptom

Pferde kannte Eva bisher nur von weitem. Die großen kraftvollen Tiere flößen ihr Respekt ein. Und doch hat sie sich zu uns gewagt.
Sie hat viel gelesen über die Wirkkraft pferdegestützten Coachings. Ein Hoffnungsschimmer für ihre Ehe. 

„Was soll besser werden?“
Meine Einstiegsfrage verwirrt Eva.
Das hatte sie mir doch schon gesagt. Sie wiederholt: „Meine Ehe. Ich möchte, dass mein Mann und ich wieder zusammenfinden.
Kathrin, wie kann ich meine Ehe retten?“

Ich beobachte die Herde. Wie reagieren die Pferde?
Gar nicht. Bisher haben sie keinerlei Kontakt zu Eva aufgenommen.

Und ich frage: „Was noch?“ und: „Was noch?“
Eva möchte wieder Dinge mit ihrem Mann unternehmen.
Sie möchte wieder mit ihm in Urlaub fahren und nicht wie die letzten Jahre mit einer Freundin.
Alles schöne Bilder. Die Pferde reagieren nicht.

Es scheint nicht genug Energie in Evas Worten zu liegen.

Ich möchte ihr die Möglichkeit geben, sich ihrer Ehe „kopflos“ anzunähern. Deshalb gehen wir jetzt in die Herde.

Der Beziehungskrise kopflos begegnen?

Nach  einer Weile kommt eines der Pferde auf uns zu.
Es bleibt stehen, kommt noch ein Stück näher und berührt Eva sanft mit der Nase an ihrem Herzen.
Eva wird ganz still. Es ist, als halte Ihre innere Welt den Atem an und schenke ihr einen Moment des Nichts.
Nichtswollen, Nichtsmüssen, Nichtsverstecken.
Das Pferd bleibt die ganze Zeit nah bei Eva, schenkt ihr Schutz und Halt. Eva legt ihren Kopf an seinen Hals. Was für ein friedliches Bild.

In diesem Frieden kann Eva sich öffnen für ein sanftes, stilles Weinen. Und für eine Wahrheit, für die sie lange keine Worte haben wollte. 

„Was sagen die Tränen, Eva?“

Die Geschichte eines Selbstbetrugs

Es dauert eine Weile bis Eva ihre Tränen sprechen lässt: Sie erzählen die Geschichte eines großen Selbstbetrugs.

Ein weiser Teil in ihr spürt schon länger, dass ihr Mann eine andere Frau trifft. Eva wollte sich davor schützen und hatte ihre Gewissheit auch vor sich selbst verheimlicht.

Es war das Pferd, das Evas Herz öffnete und ihr ermöglichte, dorthin zu sehen, was wirklich geheilt werden wollte. Und das war erstmal nicht  ihre Ehe.

Jetzt konnten wir an dem arbeiten, was für Eva wirklich Heilung bedeutete.

Unsere gesunde Beziehung zu uns selbst ist die Grundlage für eine glückliche Liebe.

Pferde können eine Ehe retten, wenn sie gerettet werden will.

Und sie können uns retten, wenn wir uns die Erlaubnis geben, uns zu öffnen.

Unsere Beziehung zu uns selbst ist die Grundlage für allee Beziehungen. Nur, wenn wir uns retten, können wir auch unsere Ehe retten.
Eva konnte dank des geschützten Raumes, den sie bei uns fand endlich wieder ehrlich mit sich sein, dem (Selbst)Betrug ins Gesicht sehen und daraus heraus heilen.

In welcher Beziehung stehst du zu dir und anderen?